Worauf beim Abbau von Lithium geachtet werden sollte, beantwortet Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion.
Nach Erdöl und Erdgas sind mineralische Rohstoffe mit einem Anteil von 20 Prozent an den Gesamtexporten eine wichtige Einnahmequelle für Bolivien. Was sind die Schattenseiten?
Im Bergbaustädtchen Huanuni wird z.B. durch ein staatliches Unternehmen Zinn abgebaut. Die Auswirkungen sind extrem. Das Grundwasser des gesamten Tals ist bereits schwer belastet. Genau wie der Fluss dort, der tiefschwarz verfärbt ist. In Milch aus der Gegend wurden hohe Schwermetall-Konzentrationen nachgewiesen.
In den vergangenen Jahren wurden viele Minen in Kooperativen umgewandelt. Wie haben sich diese entwickelt?
16,5 Prozent der Produktion kamen 2016 von den Genossenschaften. Sie sind gut organisiert und zu einer wichtigen politischen Stütze der Regierung geworden. In den Kooperativen arbeiten aber nicht nur deren Mitglieder, sondern auch bezahlte Arbeiter. Viele Genossenschaften agieren de facto wie Unternehmen. Voriges Jahr kam es u.a. deshalb zu gewaltsamen Konflikten: Die Genossenschaften wollten die gewerkschaftliche Organisierung der Lohnarbeiter verhindern. Kooperativen bezahlen für ihren Pachtvertrag mit dem staatlichen Minenunternehmen COMIBOL nur ein Prozent ihrer Erlöse. Von Steuern sind sie weitgehend befreit.
Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion war Ende März für das Projekt „Rohstoffe der Digitalisierung“ (DKA mit Global 2000, Südwind, NeSoVe, Finance & Trade Watch) auf Recherchereise in Bolivien.
Wie sehen Menschenrechts- und Umweltorganisationen die Pläne der Regierung bezüglich des Abbaus von Lithium?
In den Abbau von Lithium wird große Hoffnung gesetzt. Man will nicht nur den Rohstoff exportieren, sondern auch z.B. Akkus selbst produzieren. Die NGO Fundación Solón rät, statt auf Mega-Wasserkraftprojekte im Amazonastiefland auf dezentrale, gemeindebasierte Solarstrom-Produktion zu setzen. In Lithium-Akkus könnte Strom gespeichert werden und so gewinnbringend verkauft werden, wenn etwa in den Nachbarländern Bedarf entsteht.
Interview: Christina Schröder
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